Im „Weltensammler“ von Ilija Trojanow begleiten wir den britischen Kolonialbeamten Richard Francis Burton (1821–1890) durch drei verschiedene Stationen seines Lebens:
Zunächst begeben wir uns nach Indien, wo sich Burton Hals über Kopf in das Erlernen des Hindi, Arabischen aber auch des Sanskrits stürzt. Später wird er das Kamasutra ins Englische übersetzen und dementsprechend wird hier auch von den praktischen Übungen berichtet, die für das Verständnis dieses alten Textes notwendig waren.
Im zweiten Teil begleiten wir Burton auf seiner waghalsigen Pilgerfahrt nach Mekka, wo er sich verkleidet als indischer Moslem durch die Wüste schlägt. Dies gelingt ihm so gut, dass er sich bald einen Ruf als Arzt erwirbt.
Zuletzt gehen wir auf die Suche nach den Ursprüngen des Nils. Auf dieser Forschungsreise treiben sich Burton und sein Kollege John Henning Speke gegenseitig an, sodass sie als ersten Europäer am 13. Februar 1858 den Tanganjikasee entdeckten, den die beiden für die Quelle des Nils halten.
Ein faszinierender Roman, der in drei schillernden Szenen die bunte, facettenreiche Welt des 19. Jahrhunderts darstellt. Manchmal gewinnt man jedoch den Eindruck in einem Spiel von „Assasin’s Creed“ zu stecken. Diese sind ebenfalls berühmt für die Rekonstruktion historischer Orte, werden aber häufig dafür kritisiert, dass man in einer Open World nur von einer Quest zur nächsten rennt.
Im Weltensammler nehmen wir genauso die Erzählperspektive bzw. „Third-Person-Perspektive“ ein, die bei Computerspielen so weit verbreitet ist. Wie ein Vöglein fliegen wir ein paar Meter hinter der Hauptperson und können somit die Welt um uns herum gut wahrnehmen, erfahren aber wenig über das Innenleben unseres Charakters. Und so bleibt Richard Francis Burton eine merkwürdig graue, schemenhafte Person inmitten des Farbreichtums der Weltbeschreibung.
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