Teotihuacan und der Codex Mendoza

Letzte Woche gab einen Kurzausflug in die phantastische Welt des historischen Mittelamerikas.

Teotihuacan ist der Name einer mysteriösen Stadt nordöstlich von Mexiko City. Sie erlebte ihre Blütephase zwischen 100 und 650 n.Chr. und wurde plötzlich, aus bisher ungeklärten Gründen, ca. 750 n.Chr. verlassen. Die Sonnenpyramide in ihrem Zentrum, immerhin die drittgrößte Pyramide der Welt, lässt sich noch heute besichtigen.

In dem gleichnamigen Brettspiel schlüpfen wir in die Rolle von mächtigen Aristokratenfamilien, die zu Ehren der Götter, ebenjene Pyramide bauen. Während wir versuchen uns gegenseitig auszustechen, gilt es aber das Gebäude in der Mitte gemeinsam zu errichten. Diese Mischung aus Wettbewerb und Kooperation zeichnet das Spiel aus.

Um die Immersion in dieses mesoamerikanischen Wochenende aber komplett zu machen, habe ich mir noch den Codex Mendoza angeschaut, eines der wichtigsten überlieferten Werke der aztekischen Kultur. Es wurde ca. 20 Jahre nach der Eroberung durch die Spanier im Auftrag von Karl V. angefertigt.

Zunächst fällt im Vergleich zu der Geschichte Teotihuacans auf, wie spät sich die Azteken (oder Mexica, wie sie sich selbst nannten) die Vorherrschaft über die Region verschafften. Zwar ließen sie sich schon 1325 in der Region nieder und gründeten ihre Hauptstadt Tenochtitlan, aber erst durch einen Erbfolgekrieg 1430 gewannen sie die Oberhand über die anderen mittelamerikanischen Stämme. Damit konnten sie ihre Macht nur ca. 90 Jahre, bis zur Ankunft der Spanier, halten.

Außerdem werden die Eroberungen des letzten Herrschers beschrieben (Bild 3) Mittig findet man ein Schild mit Speeren, als Kriegssymbol. Links davon sitzt der Herrscher. Die einzelnen, brennenden Gebäude stellen dann die verschiedenen, eroberten Städte dar. Das Symbol links der brennenden Städte bezeichnet dabei deren Namen. Hier konnte ich ein paar Brüste entdecken, aber mit Erotik hat das nichts zu tun (Bild 4). Das Glossar klärt auf: Es handelt sich um die Stadt „Chichihualtataca“, deren Name sich zusammensetzt aus „chichihualli“= Brust und „tataca“= sich kratzen. Deshalb ist die Brust auch mit roten Pusteln übersäht. Anschließen sieht man den weniger freundlichen Umgang mit den besiegten Stammesmitgliedern (Bild 5).

Der blaue Balken links (am besten zu sehen auf Bild 3) stellt den aztekischen Kalender dar. Die unausgefüllten drei Kästen unten links dagegen sind die drei Jahre in den die Spanier das Reich eroberten und Moctezuma starb.

Der Codex Mendoza zeigt auf dem Titelbild den Gründungsmythos der Hauptstadt (Bild 1). Als der Herrscher einen Adler sah, der auf einem Kaktus sitzend eine Schlange verspeist, entschied er sich die Region zu besiedeln. Dasselbe Symbol findet man heute auch noch auf der Flagge Mexikos.

Außerdem berichtet der Codex davon, wie die Mexica ihre Kinder erzogen. Jungen mit elf Jahren (blaue Punkte) bekamen eineinhalb Tortillas zu essen und wurden damit bestraft über brennende Chillischoten gehalten zu werden. (Bild 2 oben)

Mit zwölf Jahren wurden Jungs dagegen zur Strafe festgebunden, während Mädchen bei Nacht den Boden fegen mussten (Bild 2 unten) Dabei stellen die rot-weißen Kreise über dem Mädchen, die aussehen wie Pokebälle, die Sterne dar und symbolisieren damit die Nacht.

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