Longshan Tempel (龍山寺)

Heute möchte ich euch den Longshan (龍山寺) bzw. Drachenberg-Tempel in Taipei vorstellen. Der Tempel wurde ursprünglich 1738 von Han-Chinesischen Immigranten aus Fujian erbaut und der buddhistischen Gottheit Guanyin gewidmet. In der Zwischenzeit brannte er aber mehrmals nieder, zuletzt 1945 bei einem Bombardement durch die USA.

Wie für chinesische Heiligtümer nicht unüblich ist auch der Longshan-Tempel bis unters Dach mit verschiedenen Gottheiten, Heiligen, Ahnen, mit Kunst, Schnitzereien und allerlei Anderem vollgestopft. Deshalb möchte ich mich heute nur auf drei zentrale Gottheiten konzentrieren, denen in diesem Tempel geopfert werden kann.

Bodhisattva des Mitgefühls Guanyin (觀音)

Nachdem man durch das beeindruckende Eingangstor geschritten ist (Bild 1), überquert man zunächst einen Vorhof, der rechts und links jeweils über einen größeren Teich verfügt. Man hält sich rechts, um durch das Drachentor zum eigentlichen Tempel zu gelangen und läuft dabei an einem künstlichen Wasserfall vorbei (Bild 2). Dann steht man auf dem Vorplatz zur Haupthalle des Tempels (Bild 3).

Dort wird der/die Bodhisattva des Mitgefühls Guanyin (觀音) verehrt (Bild 4). Sein/Ihr Name bedeutet so viel wie „den Klängen (der Welt) lauschen“ und verweist auf das offene Ohr, dass er/sie stets für das Leiden der Menschen hat. Ursprünglich wurde Guanyin als Mann dargestellt, aber ab der Song-Dynastie (960–1279) erscheinen immer häufiger weibliche Darstellungen von Guanyin. So kann man den/die Bodhisattva einerseits als Verkörperung des Mutterarchetypus sehen, andererseits steht er/sie aber auch dafür, dass das Mitgefühl alle Geschlechtergrenzen überschreitet.

Heilige Himmelsmutter (Tianshang Shenmu 天上神母)

Hinter der Haupthalle ist ein Schrein für die Heilige Himmelsmutter (Tianshang Shenmu 天上神母), auch Mazu (媽祖) genannt (Bild 5). Sie wurde 960, also zu Beginn der Song-Dynastie, als Tochter eines Fischers geboren. Sie entwickelte übernatürliche Fähigkeiten, mit denen sie ihre Familie vor dem Ertrinken retten konnte. Daher gilt sie als Schutzgöttin der Fischer und Seeleute und wird heute vor allem in Küstenregionen verehrt.

„Alten Mann unter dem Mond“ (Yuelao Shenjun 月老神君)

Zuletzt haben wir den „Alten Mann unter dem Mond“ (Yuelao Shenjun 月老神君), einer Gottheit, die für eine glückliche Ehe bzw. Beziehung zuständig ist (Bild 6). Mit einer Seidenschnur verknüpft er die Menschen, die füreinander bestimmt sind. Schnell erkennt man, dass es sich um eine sehr beliebte Gottheit handelt, weil sie von größeren Gruppen junger Menschen umgeben war. Vor den meisten Schreinen befinden sich Tische, auf denen die Opfergaben aufgestellt werden können, aber beim „Alten Mann unter dem Mond“ war für die vielen Gaben überhaupt kein Platz, sodass er zu seiner rechten einen zusätzlichen Beistelltisch bekam, der mit Obst und Blumen völlig überladen war.

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