Kaohsiung Main Station

Der Hauptbahnhof Kaohsiungs ist steingewordener Zukunftsoptimismus mit einer Brise Hybris. Gerade neu erbaut, scheint dort alles ungefähr doppelt so groß zu sein, wie es sein müsste.

Der Bahnsteig ist zur Hälfte abgesperrt, weil er doppelt so lang sind wie die U-Bahnen, die dort halten. Es führen jeweils zwei Rolltreppen von einem Stockwerk ins nächste aber nur eine davon ist in Betrieb. Viele Aufzüge fahren noch nicht, ein Großteil der Ladenfläche ist noch nicht vermietet. Alles ist niegelnagelneu, sauber und hell. Man fragt sich, wo die Menschen herkommen sollen, die diese leeren Hallen beleben. Selbst an einem Freitagabend wirkte der Platz direkt am Haupteingang verweist, eine Stille Oase inmitten des Verkehrslärms, der wenn überhaupt nur sehr gedämpft bis zum Bahnhof vordringt.

Tritt man nach draußen, steht man vor dem alten Bahnhofsgebäude. Noch ist es abgesperrt, halb verfallen, nur eine Fassade. Mit Sicherheit wird das Häuschen in naher Zukunft renoviert werden, aber in seinem jetzigen Zustand wirkt es verloren zwischen den gigantischen Neubauten. Nun, in anderen Ländern hätte man die alte Hütte abgerissen, hier wird die Vergangenheit von der Zukunft luftraubend umarmt.

Die Deckengestaltung erinnert an die Fettaugen, die auf einer deftigen Nudelsuppe schwimmen. Eine nährstoffreiche Brühe als Zeichen des Wohlstands, das Fett, das immer oben schwimmt als Ausdruck der Aufstiegshoffnung?

Entworfen wurde das Gebäude von der niederländischen Star-Architektin Francine Houben. Vielleicht handelt es sich auch um eine späte Rache des ehemaligen Kolonialherren… je nach Geschmacksrichtung.

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