„Die Vollständige Bibliothek der Vier Schätze“- Siku Quanshu (四庫全書)

„Die Vollständige Bibliothek der Vier Schätze“ oder Siku Quanshu (四庫全書) ist eine Sammlung von über dreitausend Büchern. Bei diesem ehrgeizigen Projekt veranlasste Kaiser Qianlong aus der Qing-Dynastie, dass ca. 360 Editoren die wichtigsten Texte des Reiches zusammenstellten. Zwischen 1773 und 1782 arbeiten außerdem über dreitausend Gelehrte daran, sieben handschriftliche Kopien anzufertigen, die in alle Himmelsrichtungen verteilt wurden. In seiner ursprünglichen Form war das Siku Quanshu dann auch so umfangreich, dass in der verbotenen Stadt ein eigenes Gebäude dafür vorgesehen war, um die Buchsammlung aufzubewahren.

Die Kehrseite dieser Kulturförderung bestand darin, dass die Textauswahl alles andere als neutral war. Viele zentrale buddhistische und daoistische Bücher fehlen, niedere Literatur wie Romane wurden überhaupt nicht aufgenommen und nur 21 Titel (=0,6%) waren europäischen Ursprungs. Dabei handelte es sich in erster Linie um Abhandlungen zu Naturwissenschaften und Mathematik, die von den ersten Missionaren, wie z.B. Matteo Ricci verfasst wurden.

Gleichzeitig bekämpfte man regierungskritische Stimmen, unterdrückte die Opposition und zensierte was das Zeug hält. Der koreanische Beobachter Pak Chiwon (1737-1805) kommt deshalb zu dem Schluss, dass das Siku Quanshu eine Beschäftigungstherapie für die gelehrte Oberschicht sei und nur der Staatspropaganda diene.

Letztendlich entstand das Siku Quanshu in einer Wendephase der Qing Dynastie, man könnte behaupten, während ihrem Höhepunkt. Aber nur hundert Jahre später waren vier der sieben Kopien zerstört. Drei davon fielen der Taiping Revolution zum Opfer und eine wurde von den europäischen Kolonialmächten niedergebrannt. Die kaiserliche Ausgabe aus der Verbotenen Stadt befindet sich noch heute in Taipeh.

Und eine Kopie jener Ausgabe wiederum befindet sich in den tiefen Katakomben des Magazins der Trierer Universitätsbibliothek. Vor dieser nicht enden wollenden Schrankwand zu stehen ist auch heute noch imposant und dabei handelt es sich um eine extreme Kleindruckausgabe auf dünnstem Papier. Zwei große Doppelseiten aus dem Original werden hier auf einer Seite dargestellt. Deshalb ist es hier tatsächlich ratsam eine Lupe dabei zu haben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert