Neuromancer- die Bibel des Cyberpunks, ein Klassiker der Science-Fiction Literatur. Erschienen ist das Buch 1984, dem Jahr in dem Apple’s Macintosh und die CD-ROM auf dem Markt kamen, fünf Jahre vor der Erfindung des Internets. Trotzdem ist Neuromancer heute aktueller denn je. Schauplatz der Geschichte ist eine technologisch hochentwickelte Zivilisation, in der unsterbliche Superreiche alle Fäden in der Hand halten, während sich die Masse der Bevölkerung unter ärmlichen Bedingungen, psychisch kaputt, drogenabhängig und gewalttätig durchschlagen muss.
So auch Case, die Hauptperson des Romans. Als Auftragsdieb, Hacker und „Konsolen-Cowboy“ kann er sich gerade so über Wasser halten, als er von der hübschen Söldnerin Molly mit ausfahrbaren Skalpellklingen unter den Fingernägeln und kybernetischen Augen angesprochen wird. Zusammen mit dem Ex-US Soldaten Armitage bekommen sie den Auftrag, eine K.I. genannt „Wintermule“ mit ihrem zunächst unerreichbaren Gegenstück „Neuromancer“ zu vereinen, um damit eine bewusste, selbstständige, digitale Lebensform zu erschaffen. Dazu müssen sie in die Villa einer Herrscherfamilie einbrechen, die sich in einer Las-Vegas-artigen Orbitalstation befindet. Als ihnen das gelungen ist und die Super-K.I. in die Freiheit gelassen wurde, meldet sie noch ein letztes Mal zurück, dass sie bereits Kontakt zu einer weiteren Superintelligenz aus Alpha-Centauri aufgenommen hat.
Das Buch ist vollgepackt mit Ideen und Motiven, die sich in späteren Science-Fiction Filmen wiederfinden. So z.B. die Vereinigung zweier K.I.s in „Ghost in the Shell“ (1995) oder die Kontaktaufnahme zu außerirdischen Intelligenzformen wie bei „Her“ (2013).
Übrigens sind die Parallelen zwischen den Hauptpersonen Case und Molly aus Neuromancer und Neo und Trinity aus Matrix sehr auffällig. Ganz zu schweigen davon, dass in der Verfilmung der Vorgeschichte zum Roman „Vernetzt- Jonny Mnemonic“ (von 1995) Keanu Reeves ebenfalls die Hauptrolle hatte.
Neuromancer ist außerdem die Wiege des Begriffs „Cyberspace“, der folgenderweise beschrieben wird: „A consensual hallucination experienced daily by billions of legitimate operators, in every nation, by children being taught mathematical concepts… A graphic representation of data abstracted from the banks of every computer in the human system. Unthinkable complexity. Lines of light ranged in the nonspace of the mind, clusters and constellations of data. Like city lights, receding.“
Sehr poetisch, aber gleichzeitig ist mir zum Teil schwer gefallen beim englischen Original der Story zu folgen. Gerade die Beschreibungen des Cyberspace sind oft schwer verständlich, dazu kommt wahnsinnig viel Slang und lautgetreu geschriebener Dialekt. Wenn dann der Rastafari Maelcum mit Joint in der Fresse und ner abgesägten Schrotflinte in der Hand das Raumschiff kapert und fragt: „This th’way, mon?“ dann ist das vielleicht nicht immer auf Anhieb verständlich, aber definitiv geil!
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