Letztes Wochenende hatten wir einen Ausflug in ein Dorf des indigenen Atayal-Volkes (Tàiyǎ 泰雅). Die Vorfahren dieser zweitgrößten ethnischen Minderheit Taiwans sind wohl schon vor tausenden von Jahren auf die Insel gezogen.
Für die ursprüngliche Kultur der Atayal waren Gesichstätowierungen charakteristisch. Als Symbol für den Übergang zum Erwachsenenalter bekamen Mädchen und Jungen geschlechtsspezifische Tätowierungen. Während Mädchen dafür ihr Können beim Weben von Kleidung unter Beweis stellen mussten, war es die Aufgabe der Jungs den Schädel eines Menschen aus einem befeindeten Stamm zu ergattern.
Die taiwanischen Indigenen waren erstaunlich brutal und der Brauch der Kopfjagd war weit verbreitet. Das bekamen auch die verschiedenen Kolonialmächte zu spüren, die allesamt versuchten die Tradition zu unterbinden. Ein trauriger Höhepunkt wurde 1930 mit dem Wushe-Zwischenfall erreicht, als die Ureinwohner 134 japanische Schulkinder köpften.



Die Unterdrückung der Eingeborenen Taiwans reicht weit zurück. Zunächst waren die Holländer verantwortlich, dann chinesischen Einwanderer, schließlich das japanische Kaiserreich und heute auch die Regierung der Republik Chinas. Letztere hat sich zwar 2016 offiziell für die Diskriminierung der kulturellen Minderheit entschuldigt, aber trotz verschiedener Förderprogramme und staatliche Unterstützung, bleiben Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und Ausgrenzung weiterhin ein Problem.
Von dem schwierigen Erbe heutiger Nachkommen der Atayal und von den anhaltenden sozialen Problemen, war am Wochenende aber wenig zu spüren. Stattdessen gab es Forced Fun und Folklore, leckeres Essen, Bogenschießen und Fallen stellen.

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